HCB2020

Herzogenrather Club für Bogensport 2020 e.V.

Wann und wie fängt man an?



Man kann im Grunde in jedem Alter mit dem Bogenschiessen anfangen, soweit man körperlich dazu in der Lage ist. Es ist allerdings nur ausnahmsweise sinnvoll, früher als mit 10 Jahren einzusteigen. Nach oben gibt es keine Grenze, es gibt Schützen, die erst mit Ende 60 oder sogar weit über 70 angefangen haben und durchaus anständige Leistungen erbringen. Bogenschiessen erfordert nicht unbedingt große Körperkraft, zuviel kann sogar abträglich sein, sondern wie jeder Präzisionssport Konzentrationsfähigkeit. Man sollte sich jedoch von Anfang an darauf einstellen, dass man nur durch ständiges Üben wirklich weiterkommt. Das bedeutet jetzt nicht, in jeder freien Minute den Bogen in der Hand zu halten, aber gerade am Anfang muss man sich schon Mühe geben, die doch teilweise recht ungewohnten Bewegungsabläufe zu verinnerlichen. Das Ziel muss sein, den Schuss automatisch, ohne großes Nachdenken, in immer gleicher Weise auszuführen:

„Bogenschiessen ist die Kunst der Wiederholung”



Man erlernt das Bogenschiessen zweckmäßig in einem Verein unter Anleitung erfahrener Schützen, am Besten natürlich ausgebildeter Trainer, aber davon gibt es leider viel zu wenige. Bogenschiessen ist nun mal eine Randsportart, die weitestgehend auf ehrenamtliche Mitarbeit im wahrsten Sinne des Wortes angewiesen ist; selbst "Reisekostenzuschuss" ist ein Fremdwort.

Als jugendlicher Anfänger wird man meist zuerst einen Recurvebogen in die Hand gedrückt bekommen, die meisten Vereine haben dafür Übungsbögen, mit denen man die Technik sehr gut lernen kann. Das sind nicht etwa Spielzeuge, sondern richtige, anständige Bögen, mit denen man durchaus auch einen Wettkampf bestreiten kann. Man kann auch bei manchen Bogensporthändlern Bögen leihen. Pfeile haben die Vereine meist auch genug, es könnte also losgehen, aber: man braucht eine persönliche Schutzausrüstung, bestehend aus einem Armschutz für den Bogenarm und einen Fingerschutz, entweder einen Handschuh oder ein sog. Tab, für die Zughand, ein Köcher wäre auch nicht schlecht. Diese Dinge sind nicht sehr teuer, der Verein hilft bei der Beschaffung. Damit ist man dann erst mal für die ersten paar (oder auch mehr) Monate gerüstet, um herauszufinden, ob man das wirklich möchte oder ob eine Karriere als Nachfolger (oder Nachfolgerin!) von Robin Hood dann doch nicht mehr so erstrebenswert erscheint.

Wenn die Entscheidung für den Bogensport gefallen ist, wird früher oder später das dringende Bedürfnis nach einem eigenen Bogen entstehen; das ist nun mal so. Auch hier gibt es günstige, aber brauchbare Angebote, der Verein wird auch hier helfen, vielleicht kann man sogar einen gebrauchten Bogen günstig erstehen. Die modernen Recurvebögen sind eigentlich alle sog. Take-Down-Bögen, d.h. sie können zerlegt werden und bestehen aus einem Mittelteil und zwei Wurfarmen. Dies hat nicht nur offensichtliche Vorteile beim Transport, sondern man kann auch die vorhandenen Wurfarme gegen andere austauschen. Damit kann man das Zuggewicht des Bogens an die Entwicklung seiner eigenen Körperkraft anpassen, was nicht nur bei Jugendlichen, sondern auch bei Erwachsenen zweckmäßig ist. Da sich bei Bögen und Wurfarmen ein Industriestandard, das ILF-System, herausgebildet hat, ist es sogar möglich, Mittelteile und Wurfarme verschiedener Hersteller zu kombinieren. Es gibt auch Bogensporthändler, die ILF-Wurfarme verleihen und gegen eine geringe Gebühr in stärkere (oder auch schwächere) umtauschen, solange der Leihvertrag läuft. Dies ist außerordentlich nützlich und Geld sparend.

Irgendwann wird natürlich die Entscheidung fallen müssen, welche der oben genannten Bogenarten man bevorzugt (oder ausschließlich) schiessen will. Will man beim Blankbogen bleiben, ist man fein raus, denn man braucht nur den nackten Recurvebogen, einen Satz Pfeile und das persönliche Zubehör, vielleicht noch ein Gewicht für die Balance des Bogens. Der Preis dafür ist üben, üben, üben...

Für den olympischen Recurvebogen muß man etwas tiefer in die Tasche greifen, denn ohne Visier geht's überhaupt nicht, und nur mit Stabilisatoren (das sind die langen Stangen, die vorne und seitlich herausstehen) ist man wirklich konkurrenzfähig, und an die muss man sich frühzeitig gewöhnen.

Es spricht natürlich nichts dagegen, mit dem Compound-Bogen anzufangen - außer dem Preis. Auch sollte man dann schon ein bisschen älter sein, damit man nicht schon nach kurzer Zeit den kleinen, leichten "Kinder"-Bogen gegen einen größeren, schwereren austauschen muss. Natürlich kann man auch Compoundbögen leihen, und manchmal hat auch der Verein einen Bogen zur Verfügung. Beim Compoundbogen werden Änderungen der Zugkraft über einen relativ weiten Bereich durch Einstellungen am Bogen vorgenommen, und im Vollauszug muss man ohnehin nur einen Bruchteil des maximalen Zuggewichts halten, womit wohl kaum jemand an seine Grenzen gelangt. Man sollte allerdings bedenken, dass der Wechsel vom Compoundbogen zu einer anderen Bogenart deutlich schwieriger ist als umgekehrt; es gibt nicht ohne Grund den Spruch: "Compound macht süchtig".

Die auf den ersten Blick günstigste Lösung ist zweifellos der Langbogen. Aber: den gibt's nur an einem Stück, was den Transport vor Allem in Bus und Bahn, aber auch auf dem Fahrrad, zu einem speziellen Erlebnis macht, und eine Anpassung der Zugstärke erfordert einen komplett neuen Bogen. Gut, es gibt Händler, die Langbögen vermieten, aber die Auswahl ist klein. Auch muss man bedenken, dass ein Langbogen für die gleiche Leistung wie ein Recurvebogen eine rund 50% höhere Zugkraft erfordert, wofür man schon einiges an Muskeln braucht. Auch ist die Treffergenauigkeit deutlich geringer als bei den anderen Bogenarten.
Aber ... Spaß macht das schon, zumindest manchen Leuten.
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